Tiervermittlung

"Ein einzelnes Tier zu retten verändert zwar nicht die Welt, doch für dieses eine Tier verändert sich die ganze Welt!"

Bitte geben Sie Hunden oder Katzen aus dem Tierschutz Vorrang, wenn Sie überlegen sich ein vierbeiniges Familienmitglied anzuschaffen.




Liebe Hunde-Interessenten,

 

an uns werden immer wieder Fragen gestellt, ob unsere Hunde stubenrein sind, ob sie Grundkommandos kennen, Autofahren vertragen, an der Leine gehen, ob sie alleine bleiben können oder vielleicht ein ausgeprägter Jagdtrieb erkennbar ist. Zu den meisten Fragen können wir keine befriedigende Antwort geben.

Die Hunde, die im Tierheim auf ein neues Zuhause warten, haben fast alle vorher auf der Straße gelebt, wenn sie nicht als Welpen zu uns kamen. Um für die Situation der Hunde aus dem Ausland Verständnis zu entwickeln und zu wissen, was von ihnen zu erwarten ist und was nicht, ist es wichtig, ihre Lebensbedingungen zu kennen.

Niemand hat sich je mit ihnen beschäftigt oder gar mit ihnen trainiert. Zwar haben einige Hunde das Familienleben kennenlernen dürfen, aber aus unterschiedlichen Gründen wurden sie ausgesetzt oder, wenn sie Glück hatten, in einem Tierheim abgegeben. Die enge Bindung zwischen Mensch und Hund ist für die in Deutschland ankommenden Vierbeiner eine neue Erfahrung.

Es darf nicht verwundern, dass manche Hunde ein Leben in Haus oder Wohnung nicht kennen. Sie sind in der Regel nicht stubenrein und können auch noch nicht an der Leine gehen, sie kennen keine Kommandos und viele noch nicht mal ihren Namen – es spricht sie nämlich keiner an. Auch im Tierheim im Freigehege ist Stubenreinheit nicht erlernbar.

Wenn sie nach Deutschland kommen, müssen viele erst begreifen, dass wirklich sie gemeint sind, wenn man sie anspricht. An der Leine laufen, Treppen steigen, im Haus schlafen, Auto fahren, Stadt, Verkehr, in der Wohnung alleine bleiben, über Parkett oder andere rutschige Flächen zu laufen usw. ist für diese Hunde in der Regel neu. Auch Kommandos wie "Sitz" und "Komm" verstehen sie zunächst nicht.

Allerdings sind die ausgewachsenen Tiere sehr anpassungsbereit und bemüht, alles richtig zu machen. Geht man mit etwas Geduld und Sachverstand an den Hund heran, lernen sie all diese Dinge in kürzester Zeit. Man darf nur nicht zuviel auf einmal erwarten. Verständnis und Geduld sind hier das A und O. Viele Leute sind verwundert, wie schnell die Tierheimhunde das Neue auffassen und stubenrein werden – solange wir Menschen auch die Signale der Hunde richtig zu lesen vermögen und konsequent ab dem ersten Tag des Zusammenlebens dem Hund beibringen, wo er seine "Geschäfte" zu verrichten hat. Dies klappt mit Sicherheit nicht immer in den ersten beiden Tagen aber doch in relativ kurzer Zeit.

Zum Thema Ängstlichkeit

Einige Hunde haben leider auch schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Ihnen sind oft vor allem Männer anfangs suspekt, das hat Gründe. Ihre Unsicherheit zeigen Hunde auf die verschiedenste Art: Unterwerfung (auf den Rücken schmeißen, platt auf dem Bauch liegen), Flucht (nicht aus der Transportbox kommen wollen, hinter dem Sofa verstecken), Reaktanz (knurren, wenn sie sich bedroht fühlen, Zähne zeigen…).

All diese Verhaltensweisen sind völlig normal und nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass einige Hund längere Zeit keinen engen Kontakt zu Menschen hatten und nicht wissen können, dass dieser neue Mensch es nur gut mit ihnen meint. Niemand hat dem Hund erklärt, dass er nun “gerettet” und in Sicherheit ist. Er muss es selber erfahren und Vertrauen fassen. Aus diesem Grund ist es wichtig, den Hund anfangs nicht zu bedrängen, sondern ihn erst mal zur Ruhe kommen zu lassen, bis er es wagt, sich zu nähern.

Das klingt nun vielleicht erst einmal abschreckend, deshalb möchten wir doch noch darauf hinweisen, dass die meisten Hunde von vornherein sehr offen und freundlich sind, bei den anderen legt sich die anfängliche Schüchternheit in den ersten Tagen! Und Hunde sind sehr soziale Tiere, die es den Menschen recht leicht machen von Beginn an eine freundschaftliche Bindung einzugehen – unserer Erfahrung nach vergessen sie schnell ihre schlechten Erfahrungen der Vergangenheit, sind der neuen Familie gegenüber sehr aufgeschlossen und bald zugeneigt. Oft konnten es "Adoptiveltern" kaum glauben, dass ihr neuer Gefährte, nachdem er alles inspiziert hatte, sich beruhigt auf dem Sofa niederließ mit einer Miene, die deutlich ausdrückte: "alles meins".

 

Über die Katzenverträglichkeit der Hunde können wir kaum zutreffende Aussagen machen machen. In unseren Tierheimen leben keine Katzen. Doch auch hier haben wir die Erfahrung gemacht, dass in der eigenen Familie oftmals eine Katze akzeptiert wird, selbst wenn draußen fremde, der Familie nicht angehörende Katzen gejagt werden. Vergessen Sie aber nicht: auch eine Katze muss den Hund akzeptieren (wollen) und nicht jede Katze ist begeistert, plötzlich einen Hund als Lebenspartner vor die Nase gesetzt zu bekommen!

Wir haben wirklich schon viele Hunde zu Katzen vermittelt und mit entsprechender Geduld der Besitzer ist fast jeder Hund katzenverträglich geworden. Leider haben wir aber auch schon Fälle erlebt, in denen der Hund nach zwei Tagen wieder weg gegeben wurde, weil es “immer noch nicht” klappte. Das ist unmöglich und zeugt von wenig Verständnis für die Hunde, die ja aus einem komplett anderen Kontext kommen. Wie bei allen anderen Problemen sind Verständnis, Sachkunde und Geduld hier unabdingbar, dann klappt es auch mit Hund und Katze.

 

Ein Hund kommt ins Haus.

Auch wenn Sie schon über Hundeerfahrung verfügen und vieles über Hunde wissen, möchten wir Ihnen hier einige Ratschläge geben, damit die Eingewöhnungszeit für Sie und Ihren Hund möglichst reibungslos verläuft.

Ein sehr wichtiger Punkt: Lassen Sie ihm Zeit und muten Sie ihm in den ersten Wochen nicht zu viel zu. Bedenken Sie, dass die meisten der Hunde aus dem Tierschutz viel Stress hinter sich haben und zum Teil schlechte Erfahrungen mit Menschen machen mussten. Konkret heißt das für Sie, dass Sie den Hund nicht gleich der gesamten Familie, den Freunden usw. vorführen sollten. Bringen Sie ihn in sein neues Zuhause und lassen Sie ihn es erkunden. Gehen Sie ihren normalen Beschäftigungen nach, der Hund soll Sie dabei beobachten und nicht umgekehrt. Ihre Ruhe überträgt sich auf den Hund, Ihre Nervosität spürt er leider auch sofort.

Die ersten 4-12 Wochen sollten Sie den Hund nicht von der Leine lassen, auch wenn er schon sehr anhänglich wirkt. Nie sollten Sie ihn in der Nähe von Straßen loslassen. Ihr Garten sollte ausbruchsicher sein. Einige Hunde haben anfangs den Drang wegzulaufen. Ein Sicherheitsgeschirr, aus dem der Hund nicht ausreißen kann, ist für den Anfang ratsam. Die Ursache kann Scheu vor den Menschen sein oder auch Spaß einfach herumzurennen und die Gegend zu erkunden, was einige Hunde ja in ihrer Vergangenheit nie konnten.

Ein wichtiger Punkt ist der Ort des Ruheplatzes. Er sollte nicht im Flur sein, sondern in einer ruhigen Ecke der Wohnung, wohin der Hund sich jederzeit zurückziehen kann. In der Regel sucht sich Ihr Hund aber seinen eigenen Rückzugplatz, der nicht unbedingt mit dem identisch ist, den sie als Mensch für ihn vorgesehen haben.

Kleine Kinder sollten nicht in die Nähe des Körbchens gehen, wenn der Hund sich dort aufhält. Auch beim Fressen sollten Sie Ihren Hund völlig in Ruhe lassen. Ein Hund könnte sich z.B. bedroht fühlen, wenn man in die Nähe des Fressnapfes kommt.

Wir hoffen, Ihnen und Ihrem Hund mit diesen Tipps die Eingewöhnungszeit zu erleichtern und wünschen Ihnen, dass Sie ein langes Hundeleben lang viel Spaß mit Ihrem Liebling haben.